16.07.2025 - 16.07.2025

Spätantike und mittelalterliche christliche Autoren bezeichneten regelmäßig bestimmte Mitglieder ihrer Gemeinschaft als „einfach“. Dies waren Christen, die als nicht ausreichend theologisch gebildet und deshalb möglicherweise besonders anfällig für falsche oder unzutreffende Überzeugungen galten. Auch Mitglieder des Klerus – sogar Bischöfe – konnten als „einfache“ Gläubige betrachtet werden. Die Vorstellung, dass es in einer religiösen Gemeinschaft Mitglieder mit einem tieferen oder besseren Verständnis des gemeinsamen Glaubens gab, weist auf ein interessantes soziologisches Phänomen hin: In jeder Gemeinschaft, die durch den Glauben an bestimmte Überzeugungen vereint ist, wird es unterschiedliche Ebenen des Verständnisses, der Erkenntnis und der Verpflichtung zu diesen Überzeugungen geben. Die Existenz einer solchen Schichtung von Wissen eröffnet eine Reihe spannender historischer Fragen darüber, was diese Schichtung für jede einzelne Glaubensgemeinschaft bedeutet hat – sowohl in Bezug auf das Verhältnis ihrer Mitglieder zu den angenommenen Glaubensvorstellungen dieser Gemeinschaft als auch auf das Verhältnis ihrer Mitglieder zu den Angehörigen anderer, zum Teil rivalisierender Glaubensgemeinschaften.

Das Format der Veranstaltung besteht aus Impulsvorträgen zu verschiedenen theologischen (Patristik, praktische Theologie) und historischen Fachrichtungen bzw. Regionen (Byzanz, der lateinische Westen, der sassanidische Iran, die islamische Welt sowie die christlich-arabische und syrische Christenheit), gefolgt von einer offenen Diskussion, die ein breites Publikum aus Studierenden, Kolleginnen und Kollegen einerseits sowie interessierten Laien andererseits anspricht.

Die Veranstaltung wird von der Emmy Noether-Forschergruppe Religiöser Konflikt und Mobilität zwischen Antike und Mittelalter: Byzanz und der weitere Mittelmeerraum, 700-900 in Zusammenarbeit mit dem Seminar für Alte Geschichte an der Philosophischen Fakultät sowie mit dem Lehrstuhl für Alte Kirchengeschichte und Patrologie an der Katholisch Theologischen Fakultät der Universität Tübingen organisiert. Sie wird über das Tübinger Center for Religion, Culture and Society vom Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg im Rahmen der Exzellenzstrategie gefördert.

Das vollständige Programm finden Sie unter: https://uni-tuebingen.de/de/281808.

Für weitere Informationen oder zur Anmeldung wenden Sie sich bitte an: maren.biener@student.uni-tuebingen.de.